Palliativstationen – spezialisierte Einrichtungen an Krankenhäusern




© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
Arnd T. May, Hartmut Kreß, Torsten Verrel und Till Wagner (Hrsg.)Patientenverfügungen10.1007/978-3-642-10246-2_34


34. Palliativstationen – spezialisierte Einrichtungen an Krankenhäusern



Lukas Radbruch , Norbert Krumm  und Frank Elsner 


(1)
Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Sigmund-Freud-Str. 25, 53127 Bonn, Deutschland

(2)
Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Aachen, Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen, Deutschland

 



 

Lukas Radbruch (Korrespondenzautor)



 

Norbert Krumm



 

Frank Elsner




34.1 Definition der Palliativmedizin


Palliativmedizin ist die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer nicht heilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung. Nicht die Verlängerung der Überlebenszeit um jeden Preis, sondern die Lebensqualität, also die Umsetzung von Wünschen und Zielen des Patienten und sein Befinden stehen im Vordergrund der Behandlung.

Die wesentlichen Komponenten der Palliativmedizin sind Symptomkontrolle, psychosoziale Kompetenz, Teamarbeit und Sterbebegleitung.

Viele Tumorpatienten leiden in fortgeschrittenen Krankheitsstadien unter Schmerzen, Müdigkeit, Schwäche und anderen Symptomen. Diese Beschwerden können so belastend sein, dass das Leben unerträglich scheint. Mit enger Begleitung, Medikamenten, physikalischen Maßnahmen (wie zum Beispiel Lymphdrainage oder Atemgymnastik) und anderen Therapien können diese Beschwerden soweit gelindert werden, dass das Dasein nicht nur auf das Leiden eingeschränkt ist, wieder andere Gedanken und Tätigkeiten möglich sind und die restliche Lebenszeit wieder als lebenswert empfunden wird.

Palliativmedizin beschränkt sich aber nicht nur auf die Behandlung der körperlichen Symptome, sondern nimmt auch die psychologischen, sozialen und spirituellen Probleme der Patienten und ihrer Angehörigen auf.

Die umfassende Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen erfordert ein Team aus Ärzten, Pflegenden, Sozialarbeitern, Psychologen, Physiotherapeuten und Seelsorgern. Neben den hauptamtlichen Mitarbeitern ist die Einbindung von ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Hospizarbeit wichtig.

Im Zusammenhang mit der Palliativmedizin wird oft die Sterbebegleitung erwähnt. Sterbebegleitung bedeutet, zu jemandes Schutz, Entlastung und Gesellschaft ein Stück des Weges mitzugehen und sein Weggefährte zu sein. Begleitung hat die Aufgabe, den Sterbenden, seine Freunde und seine Familie im Sterbeprozess zu entlasten, indem die Begleiter die verschiedenen vorhandenen körperlichen und emotionalen Bedürfnisse erkennen und auf sie reagieren. In der Sterbebegleitung ist das Ziel die Linderung des Leidens, ohne dass damit das Sterben beschleunigt oder herausgezögert werden soll. Insofern bietet die Sterbebegleitung eine Alternative zum assistierten Suizid und zur Tötung auf Verlangen.


34.2 Umsetzung der Palliativmedizin


Palliativmedizin zielt also auf die Erhaltung der höchstmöglichen Lebensqualität bei Patienten mit unheilbaren Krankheiten, ohne sich dabei auf das Wann, Wo, Wie und Durch wen festlegen zu lassen.

Palliativmedizin kann in Hospizen und Palliativstationen, in der onkologischen oder schmerztherapeutischen Praxis, in ambulanten Hospizeinrichtungen oder zuhause, also letztendlich überall, wo ärztliches oder pflegerisches Handeln notwendig wird, ausgeübt werden.

Folglich sollte jeder Arzt und jeder Angehörige des Pflegepersonals Grundkenntnisse in Palliativmedizin besitzen. Dies ist nur möglich, wenn Palliativmedizin in die ärztliche und krankenpflegerische Ausbildung integriert wird. Die Einrichtung von palliativmedizinischen Professuren an den Universitäten Aachen, Bonn, Köln, Erlangen, Freiburg, Mainz, Göttingen und München ist ein erster Schritt auf diesem Weg. Im Sommer 2009 wurde Palliativmedizin als Pflichtfach in das Medizinstudium aufgenommen, sodass ab 2014 Medizinstudierende eine entsprechende Bescheinigung zum Examen vorlegen müssen. Bislang wurde Palliativmedizin allerdings nur an wenigen Universitäten als Pflichtfach im Medizinstudium umgesetzt.

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Nov 5, 2016 | Posted by in CRITICAL CARE | Comments Off on Palliativstationen – spezialisierte Einrichtungen an Krankenhäusern

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